28. April 2008

Thomas Reiter

Langzeit-Astronaut

Vom All ins Allgäu

171 Tage in der Schwerelosigkeit

Zwei Tage vor dem Heiligen Abend 2006 hatte die Erde ihn wieder: Thomas Reiter, deutscher Langzeit-Astronaut, landete nach fast sechs Monaten Aufenthalt in der Internationalen Raumstation ISS kurz vor Mitternacht mit der Raumfähre Discovery auf Cape Canaveral. Damit ging eine Mission für den 48jährigen Hessen glücklich zu Ende, die zunächst unter keinem guten Stern gestanden hatte. Immer wieder war der Start verlegt worden, ehe es am 4. Juli 2006 dann endlich losgegangen war. Der Flug zur ISS war Thomas Reiters zweiter Ausflug in den Orbit. Schon vor gut zehn Jahren hatte er 179 Tage in der russischen Station MIR verbracht. Er ist damit länger im Weltraum gewesen als je ein Europäer vor ihm.In 350 km Höhe war der deutsche Astronaut an Bord der ISS für Installations- und Wartungsarbeiten verantwortlich. Außerdem hatte ihm die europäische Weltraumorganisation ESA ein großes Wissenschaftsprogramm mit auf den Weg gegeben - für biologische, medizinische und physikalische Experimente. Zusätzlich sammelte Reiter Daten über die Strahlendosis, der er beim gemeinsamen Weltraumspaziergang mit seinem schwedischen Kollegen Christer Fuglesang ausgesetzt war.171 Tage am Stück war Thomas Reiter bei diesem zweiten Einsatz im Orbit - doch das ist ihm immer noch nicht genug: "Es wäre schön, wenn ich noch mal ins All fliegen könnte", sagte er nach der Landung. Die Probleme, die er mit der Schwerkraft nach seiner Rückkehr hatte, als er eine ganze Zeit nicht stehen konnte und mit ständigem Schwindelgefühl leben musste, waren bald wieder vergessen.An der Zwischenzeit hat sich die Aufgabenstellung für Thomas Reiter entscheidend verändert: Er fliegt nicht mehr selbst, sondern ist als Vorstandsmitglied für die Weltraumaktivitäten der DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) verantwortlich - so z.B. auch für das erst jüngst erfolgreich an der ISS installierten Forschungsmodul Columbus.Was seine bemerkenswertesten Eindrücke im All waren, wie er den Wiedereintritt der Discovery in die Erdatmosphäre empfunden hat - dabei war vor Jahren die Columbia auseinander gebrochen -, wie das Wiedersehen mit seiner Familie verlief, wie lange er brauchte, um sich wieder auf die Verhältnisse außerhalb der Schwerelosigkeit einzustellen, darüber und auch über seine neue Aufgabe bei der DLR hat Thomas Reiter beim TiB in Leutkirch gesprochen.