29. Januar 2007

Claudia Roth

Bundesvorsitzende der Grünen

Politisch & Privat

Vom Rock'n Roll bis zu Rot-Grün

Wer ganz vorn in der Politik mitmischt, hat nicht nur Freunde. Zumal wenn er, wie Claudia Roth (51) auch in schwierigen Konflikten deutliche Standpunkte bezieht. Dabei gilt die Bundesvorsitzende der Grünen - diese Aufgabe teilt sie sich seit 2004 mit Reinhard Bütikofer - als durchaus herzlicher Mensch, aber eben auch als eine kämpferische Politikerin, die für ihre Grundsätze mit Vehemenz eintritt. Ihr Buch "Das Politische ist privat" wird als Lehrstück über politisches Engagement gefeiert, zeigt aber auch die schwierige Gratwanderung zwischen Karriere und Privatleben auf.Das Private ist politisch, postulierten die 68er. Claudia Roth dreht diesen Grundsatz um. Ihr Weg aus einem liberalen bayerischen Elternhaus führte - über Stationen am Theater, u.a. in Memmingen, und als Managerin der legendären Rockband "Ton Steine Scherben" - in die Politik. Erst war sie Pressesprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag (1985),später zog sie ins Europäische Parlament ein. 1998 kehrte sie in den Bundestag zurück. Etwas über ein Jahre lang war sie dann gemeinsam mit Fritz Kuhn Parteivorsitzende der Grünen.Schwerpunkt ihrer politischen Arbeit: Sie widmet sich vor allem dem Kampf für die Rechte von Minderheiten. So engagierte sie sich in der Türkei für die Kurden und machte sich frühzeitig stark für die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. Sie war u.a. Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses des Bundestags und reichte in dieser Eigenschaft 1999 ein Gnadengesuch für die in den USA zum Tode verurteilten Deutschen Karl und Walter La Grand ein. Das Gesuch wurde abgelehnt, die Verurteilten hingerichtet - ein Ereignis, das Claudia Roth tief prägte.Kompromisse und schmerzhaften Entscheidungen markieren immer wieder wichtige Punkte im Leben von Claudia Roth - in der politischen Arbeit ebenso wie im privaten Bereich. Wie es ihr gelingt, die eigenen Überzeugungen nicht im parteipolitischen Getriebe zerreiben zu lassen, bei welchen Entscheidungen der Vergangenheit (Kosovo-Einsatz!) sie noch heute Bauchschmerzen hat, wie ihr Verhältnis zum Grünen-"Übervater" Joschka Fischer war und ob sie auf ein neues rot-grünes Regierungsbündnis hofft - auf diese und andere Fragen hat Claudia Roth am 29. Januar in der MENSA des Schulzentrums Leutkirch Auskunft gegeben.