05. Dezember 2005

Henry Maske

Ehemaliger Box-Weltmeister

Schmelings Erbe

Ein Gentleman auch nach der Karriere

Mehr kann man eigentlich nicht gewinnen, als Henry Maske (41) gewonnen hat: Er war ein paar Mal Europameister bei den Amateuren, Weltmeister, Olympiasieger, Weltcup-Gewinner und schließlich, als Profi, Box-Weltmeister im Halbschwergewicht. Max Schmeling, die deutsche Boxlegende, hat Maske einmal als seinen einzigen wahren Nachfolger bezeichnet - denn für Schmeling zählte nicht allein der sportliche Erfolg; auch das Auftreten außerhalb des Rings und die Vorbildfunktion, die ein Spitzensportler für den Nachwuchs hat, waren ihm wichtig. Und in dieser Hinsicht erwies und erweist sich Henry Maske als würdiger Erbe des einzigen Deutschen, der je Weltmeister im Schwergewicht wurde. Nicht von ungefähr lautete sein Beiname "Gentleman", der dem früheren Sportsoldaten der Nationalen Volksarmee bald nach dem Übertritt zu den Profis gegeben wurde. So wie Maske die hohe Kunst des Faustfechtens im Ring verkörperte, so bewegt er sich auch auf gesellschaftlichem Parkett: ohne Fehl und Tadel. Der Mann hat Manieren, Anstand, verfügt über eine gesunde Portion Intelligenz (zuletzt wieder in der PISA-Show der ARD nachdrücklich unter Beweis gestellt, als er eine Gleichung mit zwei Unbekannten problemlos löste) - und er hat, trotz allen Erfolgs, ein ausgeprägtes soziales Gewissen. Mit seinem Henry-Maske-Fonds sammelt er Geld für straffällig gewordene Jugendliche und verschafft ihnen eine neue Chance; er stattet Jugendheime aus, baut Trainingsanlagen und kümmert sich höchstpersönlich um die Projekte, die seine Stiftung anschiebt. Vor neun Jahren hat Henry Maske seine Karriere beendet - nach der einzigen Niederlage seiner Profi-Laufbahn überhaupt, gegen den Amerikaner Virgil Hill. Seiner Popularität hat das keinen Abbruch getan. Im Gegenteil: Dass er allen noch so lukrativen Angeboten für ein Comeback widerstanden hat, dürfte die Achtung für ihn und den Respekt vor ihm noch gesteigert haben. Heute arbeitet Maske als Kaufmann im Bereich Gastronomie in Leverkusen.Über seinen Weg vom DDR-Knirps, der als 14jähriger bereits bei der Spartakiade gewann, zum Profi-Weltmeister, sein Verhältnis zu seinem langjährigen Trainer Manfred Wolke und seinem Manager Wilfried Sauerland, über die Angst vor der Abiturprüfung und die Angst vor nächsten Gegner, über sein Leben heute und seinen Einsatz für seine Stiftung sprach Henry Maske am 5. Dezember, 20 Uhr, beim "Talk im Bock", in der Leutkircher Festhalle.