Polizist, Theologe, Autor
Von Menschen, Morden und Moral
"Der werfe den ersten Stein. - Was nicht im Mordprotokoll steht": So lautet der Titel des ersten Buches, das Werner Knubben (56) vor fast 20 Jahren veröffentlicht hat. Dieser Titel beschreibt in doppelter Hinsicht Einstellung und Aufgabe seines Autors. Das biblische Zitat steht, zum einen, für seine christliche Grundhaltung; zum andern gehörten Mord und Mordprotokoll früher zum Berufsfeld Knubbens: Er war Leiter einer Mordkommission in Tübingen später des Kriminalkommissariats in Sigmaringen und hatte in seiner Zeit als Ermittler zahlreiche Gewaltverbrechen zu klären - u.a. den Fall des von gedungenen Mördern umgebrachten Salemer Taxifahrers Kögel, was damals bundesweit für großes Aufsehen sorgte. Konfrontiert mit der eigenen Hilflosigkeit und der seiner Kollegen, wenn es um Tod und Trauer ging, aber auch mit den Traumata mancher Polizisten, für die solche Gewalt eben nicht irgendwann zur Normalität geworden ist, hat Werner Knubben Anfang der 80er Jahre die Pistole aus dem Halfter und die Bibel in die Hand genommen. Er ist ausgestiegen und hat katholische Theologie studiert. Allerdings war und ist es kein kompletter Ausstieg geworden - Knubben, Vater von fünf Kindern, arbeitet nicht als Priester, sondern als Diakon und kümmert sich als Landespolizeidekan seelsorgerisch um Menschen, die ein schreckliches Unglück zu verkraften haben - wie um die Hinterbliebenen des Flugzeug-Crashs über dem Bodensee im Juli vor zwei Jahren, bei dem es 71 Tote gab, vorwiegend Kinder aus Baschkirien. Und er kümmert sich mit dem Projekt "Alle in einem Boot" intensiv um Kollegen, die im Dienst einen Menschen erschossen oder schwer verletzt haben und die damit nicht fertig werden - ebenso wie um Witwen von solchen Polizisten, die im Dienst getötet worden sind.Werner Knubben - ein Mensch, der viel Schreckliches erlebt und dennoch die Stärke und die Moral hat, anderen dabei zu helfen, mit Schrecklichem fertig zu werden. Am 13. Dezember war er zu Gast beim "Talk im Bock".
