12. Februar 2003

Thomas Reiter

Forschungsastronaut

Zu Fuss im Weltall

179 Tage in der Mir und jetzt zur ISS?

Als am 1. Februar gegen 15 Uhr die ersten Meldungen über die Agenturen kamen, hielt die Welt den Atem an: "Kontakt zur Raumfähre Columbia verloren gegangen" - hiess es da. Wenig später wurden die Befürchtungen zur Gewissheit: Die Columbia war in über 60 km Höhe auseinander gebrochen, keiner der sieben Astronauten hat das Unglück überlebt. Mehr als ein Jahrzehnt nach der Explosion der Challenger war erneut schmerzlich klar geworden: Die Raumfahrt ist noch nicht zur Routine geworden; das Risiko ist immer noch hoch, und wer sich darauf einlässt, der zahlt dieses Risiko schlimmstenfalls mit seinem Leben. Thomas Reiter, der deutsche Langzeitastronaut, ist sich dieses Risikos bewusst. Länger als er war kein deutscher Astronaut im Weltraum: 179 Tage in der russischen Station MIR, die später kontrolliert zum Absturz gebracht wurde. Ausdauernder als er hat kein deutscher Astronaut Weltraumspaziergänge gemacht: einmal mehr als fünf und einmal mehr als drei Stunden. Erfahrener als er dürften nur sehr wenige Astronauten sein - denn eigentlich sollte er demnächst erneut ins All fliegen, diesmal zur internationalen Raumstation ISS. Ob sich dieser Traum für Reiter(44), Jetpilot, Testpilot und gelegentlich Fernsehmoderator der "Space Night" vom Bayerischen Rundfunk, noch erfüllen wird, ist derzeit freilich zweifelhaft. Nach der Columbia-Kastrophe werden die Amerikaner sicherlich wieder eine längere Entwicklungs- und Überprüfungsphase einlegen, ehe es mit bemannten Flügen weiter geht. Derzeit pendelt Reiter dennoch weiterhin ständig zwischen Trainingszentren im Sternenstädtchen bei Moskau und den USA hin und her, wo er sich seit einem Jahr auf seinen nächsten Flug vorbereitet. Wie diese Vorbereitung abläuft, wie groß die Belastungen für Körper und Seele gerade jetzt nach der Columbia-Katastrophe sind, wie er 179 Tage in der drangvollen Enge der MIR überstanden hat; welches Gefühl ihn beherrschte, als er Hunderte von Kilometer über der Weltkugel frei im All schwebte - darüber und über noch viel mehr hat Thomas Reiter am Mittwoch, 12. Februar, beim Talk im Bock berichtet.

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